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SHC-Fortbildungstag vom 22.11.2025 – Impressionen

Angelika Lanzerath
Angelika Lanzerath
Interessierte Zuhörerschaft
Interessierte Zuhörerschaft
Auch sie hört mit Interesse zu...
Auch sie hört mit Interesse zu...

Ein Welpe zieht ein

(Text: Myrim Rösch / Fotos: Annette Gund)

Am 22. November 2025 fand das Seminar «Ein Welpe zieht ein» mit Angelika Lanzerath statt. Der Hovawart Club organisiert regelmässig Fortbildungstage für seine Mitglieder. Rund 20 Personen trafen sich an diesem Samstag. Angelika Lanzerath züchtet seit 45 Jahren Kuvasz-Herdenschutzhunde, hat sich auf die Erziehung von Haus- und Familienhunden spezialisiert und ist Mitautorin zahlreicher Hundebücher. Sie erklärte, dass sie besonders gerne mit Hunden arbeitet, die ein unangepasstes Aggressionsverhalten zeigen, denn wenn sich die Menschen verändern, könne dies oft zu schnellen Erfolgen führen. Ihrer Erfahrung nach merken viele Menschen zu Hause nicht, dass der Hund Verhaltensweisen zeigt, die er besser nicht zeigen sollte. Erziehung passiert im Alltag zu Hause und nicht auf dem Hundeplatz. Auf dem Hundeplatz können wir Hunde trainieren, zu Hause dürfen wir sie erziehen.

Das Seminar gliederte sich in drei Teile: Der Welpe in der Zuchtstätte, der Welpe bei den Besitzer*innen und der Junghund in der Pubertät.

Der Welpe in der Zuchtstätte:

Angelika wies darauf hin, wie wichtig bereits ganz früh das Kuscheln mit Menschen ist. Natürlich sollten Welpen auch alle Alltagsgeräusche noch in der Zuchtstätte kennenlernen, da darf ruhig einmal ein Pfannendeckel herunterfallen. Ein Welpe muss lernen, Höhen zu überwinden, seine Beine zu koordinieren und selbst Lösungen zu finden, etwa um Abhänge oder Treppen zu meistern. Hunde sollen selbst aktiv werden, denn das wirkt bestärkend. Auch beim Säugen sollen die Welpen die Zitze selbst finden, auch wenn das anstrengend ist. Ausprobieren, selbst zum Erfolg kommen, selbstwirksam sein: Das ist die Basis eines guten Starts.

Der Welpe bei den Besitzer*innen:

Zukünftige Welpenbesitzende sollten sich bereits vor der Ankunft des Welpen überlegen: Was ist für unsere Familie und bei uns zu Hause wichtig. Von Anfang an gilt es, Regeln aufzustellen und diese auch konsequent durchzusetzen – und ja, wir alle kennen das: Für uns Menschen ist das schwierig. Wir können viel von der Mutterhündin lernen: Wenn sie etwas nicht will, dann bleibt sie konsequent. Der Welpe erreicht sein Ziel nicht. Anhand zahlreicher Videos konnten wir die Erziehung durch die Hundemutter beobachten und geniessen. Faszinierend zu sehen, wie die Hündin zunächst warnt, dann deutlicher wird, Zähne zeigt und schliesslich sanktioniert, etwa durch Wegschubsen, Runterdrücken oder Fassen des Kopfes ins Maul, um den Welpen abzudrängen. Im Alltag könnte das bei uns so aussehen: Zunächst ein klares „Nein“, dann ein deutlicheres „No“ und schliesslich – falls nötig – ein körperliches Abdrängen oder Wegschubsen. Wenn der Welpe beleidigt weggeht, warten wir einfach ab. Kommt er zurück, zeigen wir ihm, dass alles wieder gut ist. Menschen sind manchmal nachtragend, das verstehen Hunde nicht.

 

Wichtig ist auch, mit dem Welpen zu spielen: sich auf den Boden zu legen, ihn über uns herumturnen zu lassen, zu schubsen und zu knuddeln. Wenn der Welpe dabei beisst, wird das Spiel sofort beendet, später aber wieder angeboten.

Der Junghund in der Pubertät:

Wenn wir etwas vom Hund verlangen, sollten wir uns fragen: Habe ich die Zeit? Habe ich die Geduld? Und was ist mein Plan B, wenn er es nicht tut? Zudem stellt sich die Frage, ob das, was wir verlangen, tatsächlich notwendig ist. Zum Beispiel: Der Hund soll nicht dem Jogger hinterherrennen. Zuerst wird die Situation „schöngefüttert“: Sobald ein Jogger erscheint, gibt es sofort Futter. Das setzt voraus, dass wir vorausschauend unterwegs sind und Jogger frühzeitig erkennen. Später können andere Belohnungen folgen (Lachen, Streicheln, Lob). Junghunde testen ihre Menschen, schwierig wird es besonders dann, wenn sie nie klare Regeln erhalten haben. Deshalb bleiben Regeln weiterhin wichtig.

Bei Hundebegegnungen kann es sein, dass der Hund sich duckt und den anderen Hund fixiert. Dieses Verhalten stammt aus dem Jagdverhalten. Angelika erklärte, der Hund teste in diesem Moment: Kann ich dem anderen Angst einjagen oder nicht? Es kann vorkommen, dass der Hund dann losrennt, den anderen anrempelt und ihn vielleicht sogar zwickt – meistens diejenigen, die sich einschüchtern lassen. Bei selbstbewussteren Hunden bremsen sie kurz vorher ab und zeigen Spielsignale, im Sinne von „so habe ich das gar nicht gemeint.“

Damit es nicht so weit kommt: Wenn der Hund bereits bremst, behindert er unsere Bewegung und zwingt uns stehen zu bleiben, damit übernimmt er die Führung. Deshalb sollte man den Hund rechtzeitig abwenden, umkehren oder die Distanz vergrössern.

An der Leine sollte es grundsätzlich keinen Kontakt zu anderen Hunden geben, ausser wir erlauben es ausdrücklich; ansonsten soll der Hund einfach weitergehen.

Spaziergänge können eingeteilt werden in Hundespaziergänge (schnüffeln erlaubt) und Menschenspaziergänge (kein Schnüffeln, der Hund geht aufmerksam mit). Beginnen sollte man mit dem Hundespaziergang.

Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, wurde das Seminar von Angelika sehr lebhaft, praktisch und spontan gestaltet. Wir danken ihr herzlich für die vielen wertvollen Anregungen.

Bei Interesse: www.hundeschule-angelika-lanzerath.de

Kontakt: info@hovawart.ch

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